Zinswende bremst regulierte Hedgefonds aus – trotz guter Performance höchste Abflüsse seit 2008
Hedgefonds-Strategien im UCITS-Mantel bekamen 2023 die Marktverwerfungen nach der Zinswende massiv zu spüren. Schon 2022 erreichten die Nettoabflüsse 17,65 Mrd. Euro, 2023 flossen 35,1 Mrd. Euro aus dieser Anlageklasse ab. Zur Einordnung: Im Juli 2022 hob die EZB ihre Zinsen nach über sechs Jahren von 0% auf 0,5% an. Seit September 2023 verharrt der EZB-Leitzins nach neun weiteren Schritten bei 4,5%. Zunächst brachen die Kurse sicherer Euro-Staatsanleihen in Folge der massiv steigenden Zinsen zwar um fast 20% ein. Doch mit der Rückkehr des Zinses wendeten sich Investoren schnell und entschieden dem Zinsmarkt zu. Das führte zu einer massiven Reallokation, die auch an den untersuchten Anlagestrategien nicht spurlos vorbeiging. Die Deutsche Bundesbank vermeldete im ersten Quartal 2023 „historisch hohe Umschichtungen“ in festverzinsliche Kapitalanlagen, ein Trend, der sich im weiteren Jahresverlauf noch verstärkte.
Zu dieser neuen Zinswelt passt, dass beinahe 40% der Brutto-Zuflüsse in Liquid Alternatives auf die beiden einzigen Fixed-Income-Strategien im Segment fielen: Alternative Credit Focus und Absolute Return Bond. Der Schlüssel zu einer hohen Rendite lag 2023 allerdings im Aktienmarkt, mit einer Performance von im Durchschnitt 5,28% blieben Liquid Alternatives deutlich dahinter zurück. Der Blick auf die reine Performance blendet jedoch ihren stabilisierenden Beitrag im Gesamtportfolio aus. Dies belegt die mittel- und langfristige Sicht. Im katastrophalen Anlagejahr 2022, als Aktien und Anleihen gleichzeitig einbrachen, haben Liquid Alternatives die Portfoliorenditen ihrer Investoren stabilisiert, während Anleihen über drei und fünf Jahre betrachtet, heute noch ihren Verlusten hinterherlaufen. Gleiches gilt für Volatilität und Maximum Drawdowns. Auch hier zeigen Liquid Alternatives Stärken: Über fünf Jahre lag ihr durchschnittlicher Maximum Drawdown bei 17,9%, der Euro Stoxx 50 kam auf 25,3% (auf Monatsbasis).
Zinswende führt zu deutlichem Rückgang des Marktvolumens
Während die Zahl der Fonds im analysierten Universum weitgehend konstant geblieben ist, mussten diese erhebliche Mittelabflüsse verkraften. Ausschlaggebend dafür ist die seit der Zinswende im Juli 2022 vollzogene Reallokation von Investorengeldern in Richtung Zinsanlagen. Inklusive positiven Markteffekt ergibt sich ein um knapp 12% rückläufiges Marktvolumen auf 231,6 Mrd. Euro.
Marktvolumen sinkt deutlich
Die Mittelabflüsse fielen mit netto 35,1 Mrd. Euro so stark aus wie noch nie in den vergangenen 15 Jahren. Auch hier bestätigt sich die Hinwendung der Investoren zu Alternative-Konzepten, die lediglich rund 5,5 Mrd. Euro (-3,5%) einbüßten, während Absolute-Return-Fonds einen beachtlichen Rückgang um 25,8 Mrd. Euro zu verzeichnen haben (-24,8%). Sowohl nach Zahl der Fonds wie auch bei der Marktaufteilung nach Volumen zeigt sich, dass die Gruppe der Liquid-Alternatives-Strategien (> 66% der AUM) im Zeitverlauf immer mehr Dominanz gegenüber Absolute Return (knapp 34% der AUM) gewonnen hat, wie die folgenden Grafiken verdeutlichen:
Dominanz der Alternative-Strategien nimmt stetig zu
Positive Mittelflüsse vor allem in Fixed-Income-Strategien
Insgesamt verzeichnet mehr als ein Viertel (28,4%) der Fonds netto positive Mittelflüsse – trotz des für diese Anlageklasse allgemein negativen Marktumfelds. Die positiven Mittelflüsse summierten sich brutto auf 16,6 Mrd. Euro. Es fällt auf, dass beinahe 40% dieser Zuflüsse auf die beiden einzigen Fixed-Income-Strategien im Segment fielen: Alt. Credit Focus (20,6%) und Absolute Return Bond (19,2%). Ein relevanter Teil der Investoren bevorzugt also auch hier Fixed-Income-Strategien. Unter dem Strich konnten die Zuflüsse den Mittelabflüssen (brutto 51,7 Mrd. Euro) kaum etwas entgegen-setzen, woraus sich 35,1 Mrd. Euro Nettoabflüsse ergeben.
Fixed-Income-Strategien ziehen Investorengelder an
Fixed-Income-Strategien steigern Marktanteil spürbar
Auch bei der Aufteilung nach Strategien ist eine Konzentration zu beobachten, die drei größten vereinen die Hälfte des Marktvolumens auf sich. Die stärkste Veränderung zeigt die zuvor führende Strategie Absolute Return mit einem sehr deutlichen Minus von 6,6 Prozentpunkten. An die Spitze setzte sich dafür mit plus von zwei Prozentpunkten Alt. Multi Strategies. Diese Multi-Asset-Vehikel gewinnen bereits seit Jahren beständig an Bedeutung. In den Marktanteilen bestätigt sich zudem der Trend zu Fixed-Income-Strategien: Zusammen vereinen Absolute Return Bond und Alt. Credit Focus nach Zuwächsen mehr als ein Viertel des Marktvolumens auf sich.
Absolute Return fällt vom ersten auf den dritten Platz
Liquid Alternatives bleiben 2023 hinter den großen Assetklassen zurück
Mit im Durchschnitt 5,28% haben Liquid Alternatives ihren Investoren solide Performance geliefert, verglichen mit den großen Anlageklasse lagen sie jedoch zurück. 2023 war ein gutes Aktienjahr, aber auch Staats- und Unternehmensanleihen holten ihre großen Verluste nach den Zinsanhebungen teilweise wieder auf. Unregulierte Hedgefonds hingegen lagen nahezu gleichauf mit ihren regulierten Pendants. Insgesamt weisen rund 80 Prozent der UCITS-Hedgefonds eine positive Rendite auf. Eine Rendite besser als der Euro Stoxx 50 erreichten lediglich 24 der Fonds (3,8%). Europäische Corporate Bonds schlugen 156 Fonds (22%).
Aktien der Schlüssel zur Performance 2023. Renten holen auf.
Liquide Alternative Strategien positionieren sich langfristig zwischen Aktien und Anleihen
Trotz der guten Anleihen-Performance 2023 schlagen Liquid Alternatives die Anleihemärkte über drei und fünf Jahre deutlich, Anleihen verarbeiten noch immer die Kursverluste nach der Zinswende 2022. Aktien hingegen haben ihre Verluste aus 2022 auf Indexebene aufgeholt. Damit positionieren sich regulierte Hedgefonds mit ihren diversifizierenden Eigenschaften im Kontext eines Gesamtportfolios zwischen Aktien und Anleihen.
3 Jahre: Liquid Alternatives mit solider Rendite. Anleihen noch in der Verlustzone.
3 und 5 Jahre: Stabilitätsanker im Portfolio
Mittel- und langfristig zeigt sich die stabilisierende Rolle der Liquiden Alternativen Strategien noch deutlicher: Über fünf Jahre lag ihr durchschnittlicher Maximum Drawdown bei 17,9% (Monatsbasis). Der Euro Stoxx 50 erreichten 25,3% und selbst Euro Staatsanleihen mussten sich regulierten Hedgefondsstrategien mit einem Maximalverlust von 21,3% geschlagen geben.
3 und 5 Jahre: Stabilitätsanker im Portfolio
Glossar
Absolute Return | Fonds, die neben einem stark regulierten Marktumfeld ein absolutes Renditeziel auszeichnet. Sie streben positive Wertzuwächse in jedem Marktumfeld an. Statt mit einer klassischen long-only-Benchmark werden sie zumeist an einer risikolosen bzw. Cash-Benchmark gemessen. |
Absolute Return Bond | Fonds, die positive Renditeziele in allen Marktsituationen verfolgen und dazu vorwiegend in Schuldverschreibungen investieren. Produkte mit dem Zusatz „Absolute Return“ im Namen oder Anlageziel können in diese Kategorie aufgenommen werden. Benchmark ist in diesem Fall kein klassischer long-only-Marktindex, sondern zumeist eine risikolose bzw. Cash-Benchmark. |
Alternative Credit Focus | Fonds, die in strukturierte Kreditprodukte investieren und deren Investmentprozess entweder von fundamentalen Kreditanalysen, quantitativen Ansätzen oder (Markt-)Opportunitäten geprägt sind. |
Alternative Currency Strategies | Fonds, die in globale Währungen investieren, um Arbitrage-Möglichkeiten (Carry, Momentum, fundamentale Opportunitäten) auszunutzen. Zur Zielerreichung werden kurzlaufende Geldmarktinstrumente und Derivate verwendet. Fonds, die den Großteil ihres Vermögens in Kryptowährungen investieren, fallen ebenfalls in diese Kategorie. |
Alternative Dedicated Short Bias | Fonds, die dauerhaft ein Netto-Short-Profil gegenüber dem Markt vorweisen können. Umfasst auch Fonds, die ausschließlich Short-Positionen eingehen. |
Alternative Equity Market Neutral | Fonds, die unabhängig von Marktphasen konsistente Erträge generieren wollen. Dazu wird das Portfolio bei einem Netto-Markt-Exposure von Null gesteuert. |
Alternative Event Driven | Fonds, die laut Verkaufsprospekt das Ziel verfolgen, Preis-Ineffizienzen aufgrund eines Geschäftsvorfalls (z.B. Insolvenzfall, Übernahme, Akquisition, Spin-off, etc.) auszunutzen. Event-Driven-Fonds können in eine Vielzahl an Instrumenten mit verschiedenster Risikostruktur investieren (z.B. Aktien, Kreditinstrumente, Derivate). |
Alternative Global Macro | Fonds, die ihre globalen Investment-Entscheidungen aufgrund volkswirtschaftlicher Theorien treffen. Typischerweise fußen die Strategien auf Zinserwartungen, Erwartungen zu politischen Entwicklungen und weiteren makroökonomischen und systemischen Faktoren. Global Macro Fonds nutzen in der Regel eine große Bandbreite an Instrumenten und Anlageuniversen, um ihre Investment-Ideen umzusetzen. |
Alternative Long/Short Equity | Diese Strategie nutzt sowohl Long- als auch Short-Positionen in Aktien, Aktienoptionen und Aktienindexoptionen. Der Portfolio Manager kann gemäß seiner Marktsicht entscheiden, ob die Netto-Position seines Fonds positiv oder negativ ist. |
Alternative Managed Futures | Fonds, die vorwiegend in ein Portfolio aus Futures-Kontrakten investieren und das Ziel verfolgen, marktunabhängige, positive Erträge in jeder Marktlage bei begrenzter Volatilität zu erwirtschaften. Bei den Investment-Ansätzen handelt es sich um proprietäre Trading-Strategien, die sowohl Long- als auch Short-Positionen beinhalten können. |
Alternative Multi Strategy | Fonds, die das Ziel einer Gesamtrendite anstreben, indem sie mehrere verschiedene Absicherungsstrategien verwalten. Typischerweise folgen diese Fonds einem quantitativen Ansatz und versuchen Opportunitäten zu identifizieren, wenn sich das langfristige risiko-adjustierte Verhältnis zwischen zwei Wertpapieren verändert. |
Alternative Relative Value | Options- und Arbitrage-Strategien werden auf hoch korrelierte Wertpapier-Paare angewendet, um Preisdifferenziale auszunutzen. Hierzu wird das teurere Wertpapier verkauft (Short-Position), während eine Long-Position im relativ günstigen Wertpapier aufgebaut wird. |
Alternative Equity Leveraged | Fonds, die mehr als 100% der Tagesperformance eines Vergleichsindex erzielen sollen. Hierbei kommt eine individuelle Kombination aus Futures-Kontrakten, Derivaten und Hebelprodukten zum Einsatz. |
Über die Studie
Seit 2008 untersucht Lupus alpha das Universum der Absolute-Return- und Alternative-Fonds auf Basis von Daten des Analysehauses LSEG Lipper (ehemals Refinitiv). Die Studie umfasst in Deutschland zum Vertrieb zugelassene UCITS-konforme Fonds mit aktivem Managementansatz. Im Mittelpunkt der Studie stehen Marktgröße, -entwicklung und -zusammensetzung, die Performance im Anlagesegment und einzelner Strategien, sowie Risikokennzahlen. Untersucht werden die drei Aggregations-Ebenen Gesamtuniversum, Strategien innerhalb des Universums und Fonds innerhalb der Strategien. Unterschieden werden 14 Strategien. Die Alt. Long/Short Equity Strategie z.B. umfasst 102 Fonds.
Über Lupus alpha
Als eigentümergeführte, unabhängige Asset Management-Gesellschaft steht Lupus alpha seit mehr als 20 Jahren für innovative, spezialisierte Investmentlösungen. Lupus alpha zählt zu den Pionieren für europäische Small & Mid Caps in Deutschland und ist einer der führenden Anbieter von Volatilitäts- und Wertsicherungsstrategien sowie verbriefter Unternehmenskredite (CLO). Abgerundet wird die spezialisierte Produktpalette durch globale Wandelanleihestrategien und Risiko-Overlay-Lösungen für institutionelle Portfolios. Das Unternehmen verwaltet ein Volumen von über 14,0 Mrd. Euro für institutionelle Anleger und Wholesale-Investoren. Weitere Informationen finden Sie unter www.lupusalpha.de.
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